So erstellst du als Gründer*in schnell einen bankfähigen Finanzplan

Wie erstelle ich einen Finanzplan? Wenn du dich das fragst, bist du in guter Gesellschaft. Der Finanzplan ist neben dem Businessplan eine der größten Herausforderung für Gründer*innen. Immerhin muss der Finanzplan nicht nur übersichtlich und durchdacht sein, sondern auch bankfähig. Zumindest wenn es dein Ziel ist, Investoren an Bord zu holen oder einen Kredit zu beantragen.

Was ist ein Finanzplan?

Sowohl für dich als auch für Investoren oder die Bank beantwortet der Finanzplan drei ganz elementare Fragen:

  • Wie viel Geld kannst du mit dem geplanten Unternehmen voraussichtlich verdienen?
  • Wie viel Kapital brauchst du für den Start?
  • Wie viel musst du einnehmen, um zumindest alle Kosten zu decken?

Du kannst dir deinen Finanzplan wie das Herz deines Businessplans vorstellen. Er zeigt dir und anderen Beteiligten in konkreten Zahlen auf, wie dein Unternehmen startet, wie es sich wahrscheinlich entwickelt und dass die Gründung sich finanziell auch lohnt. Deswegen ist der Finanzplan für Investoren oder Banken auch so entscheidend.

Wenn du für deine Gründung einen Kredit benötigst, ist es wichtig, dass du die Bank überzeugst. Anhand der Zahlen, die du vorlegst, schätzen die Bankmitarbeiter*innen ein, ob du es schaffen wirst, den Kredit zurückzuzahlen oder nicht.

So hältst du im Finanzplan beispielsweise fest, welche Kosten vor und nach der Gründung anfallen werden. Daraus ergibt sich ein ganz konkretes Umsatzziel, das erreicht werden muss, damit die Bank überhaupt etwas von ihrer Kreditvergabe hat.

Und auch deine möglichen Investor*innen schätzen anhand der Zahlen ab, ob es sich lohnt, in dein Geschäftsmodell zu investieren. Gerade sie wollen ihr Geld nicht einfach nur zurückbekommen, sondern auch Gewinne erzielen.

Die Finanzplanung zeigt Probleme frühzeitig auf

Auch für dich selbst ist der Finanzplan ein wichtiges und nützliches Tool. Die Zahlen helfen dir dabei, die Entwicklung deines Unternehmens im Auge zu behalten. Du erkennst mögliche Risiken frühzeitig und kannst entsprechend eingreifen.

Natürlich sprechen wir hier größtenteils von Prognosen. Nichtsdestotrotz beschäftigst du dich mit deinen Zahlen, recherchierst, stellst Zusammenhänge her und sammelst sinnvolle Erklärungen für deine Prognosen. Dieser Prozess gibt dir Aufschluss darüber, ob deine Geschäftsidee wirklich so genial ist, wie anfangs gedacht.

Es ist ganz normal, dass dir dabei Probleme begegnen, mit denen du zunächst nicht gerechnet hast. Das ist gut so! Denn wenn dir diese Probleme bereits in der Planungsphase auffallen, kannst du direkt anfangen, nach Lösungen zu suchen.

Unser Businessplanexperte fasst für dich die wichtigsten Punkte zum Thema Finanzen zusammen, und erklärt dir, worauf du achten solltest.(Mit freundlicher Genehmigung von minicontrol).

Der Aufbau eines soliden Finanzplans – 5 Schritte zum Erfolg

Es gibt nicht die eine Vorlage für einen Finanzplan. Du brauchst bei Google nur „Finanzplan Muster“ einzugeben und schon findest du Hunderte oder sogar Tausende Vorlagen, die du herunterladen und ausfüllen kannst. Viele Finanzplan-Vorlagen sind mit Excel erstellt. Es gibt allerdings inzwischen auch Tools, die dir die Arbeit erheblich erleichtern. Sie haben den zusätzlichen Vorteil, dass sie auch die steuerlichen Aspekte bei deinem künftigen Unternehmen berücksichtigen. Die wenigsten Excel-Vorlagen weisen entsprechende Formeln auf.   

Für welche Version du dich auch entscheidest – es ist wichtig, dass dein Finanzplan solide und bankfähig ist. Deswegen raten wir dir, dich an folgende Gliederung zu halten, wenn du deinen Finanzplan erstellst:

1. Die Umsatzplanung erstellen

Wie viel Geld wirst du mit deinen Produkten oder Dienstleistungen einnehmen? Es gibt mehrere Möglichkeiten, deine Einnahmen zu kalkulieren: Du kannst diesen Plan beispielsweise anhand der Anzahl deiner Kund*innen erstellen; oder anhand deiner Arbeitszeit. Das kann sinnvoll sein, wenn du als Freiberufler*in arbeitest. Alternativ kalkulierst du deinen Umsatz anhand deiner verkauften Produkte.

Beziehe dich dabei auf die Preiskalkulation, die du in deinem Businessplan festgehalten hast. Nur wenn du weißt, was deine Dienstleistungen oder Produkte sowie Arbeitsstunden kosten, kannst du eine solide Umsatzplanung erstellen. Wichtig ist dabei, dass du von Anfang an einkalkulierst, dass der Umsatz der allermeisten Unternehmen im Jahresverlauf schwankt, das ist ganz normal. Je mehr deine Geschäftsidee saisonal ausgerichtet ist, umso größer werden die Umsatzschwankungen ausfallen.

2. Erstelle einen Kostenplan

Hier gibt es mehrere Arten von Kosten zu berücksichtigen:

  • Kosten (Personal, Betrieb, direkte Kosten)
  • Privat (Ausgaben und Einkommen)
  • Kapitalbedarf & Finanzierung (Investitionen, Gründungskosten, Kapitalbedarf und Finanzierung)

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Du hast noch keinen Businessplan? Dann erstelle deinen Businessplan auf der Gründerplattform mit hilfreichen Tipps und Tools oder nutze diese kostenlose Businessplan-Vorlage.

Kalkuliere die Kosten für die verschiedenen Bereiche.  

Solltest du Mitarbeiter*innen beschäftigen, berücksichtige auch die Personalkosten. Dazu zählen übrigens auch Mini-Jobber*innen oder virtuelle Assistent*innen. Schreibe genau auf, was dich deine Mitarbeiter*innen pro Monat kosten. Wenn du festangestellte Mitarbeiter*innen hast, notiere dir deren Bruttolöhne und gegebenenfalls auch Sonderzahlungen und Lohnnebenkosten.

Bei Kapitalgesellschaften kannst du dein Geschäftsführergehalt unter Personalkosten einplanen. Gründest du eine Personengesellschaft, wird deine Entlohnung im Kapitel "Privatentnahme" erfasst.

Gründungskosten sind die Kosten, die anfallen, bevor du gründest oder dich selbstständig machst. Klassische Beispiele sind hier Gründungsberatungen, Businessplan-Beratungen und Anmeldegebühren. Anschließend listest du alle Betriebskosten auf. Zum Beispiel Miete, Versicherungen oder Beiträge.

Die direkten Kosten sind abgängig vom Umsatz. Das sind die Kosten, die dadurch anfallen, dass du deine Produkte überhaupt herstellen kannst, also beispielsweise Materialkosten. Diese Kalkulation ist auch dafür wichtig, dein Warenlager richtig zu planen.

Benötigst du Geräte oder Maschinen, um deine Produkte herzustellen? Planst du, regelmäßige Weiterbildungen zu besuchen? Kosten dieser Art notierst du als Investitionen. Wenn du als Freiberufler*in arbeitest, kann das zum Beispiel ein Laptop sein. Wenn du mehr und mehr Mitarbeiter*innen beschäftigst, kann es der weitere Ausbau der Büroräume sein.

Neben den Kosten ist dieser Teil deines Finanzplans wahrscheinlich am umfangreichsten. Wie hoch die Investitionen ausfallen, ist natürlich von Geschäftsmodell zu Geschäftsmodell unterschiedlich. Wenn du als Grafikdesigner*in startest, hast du gerade zu Anfang weniger Investitionen, als wenn du ein Restaurant eröffnen willst.

Bei Kapitalgesellschaften kannst du dein Geschäftsführergehalt unter Personalkosten einplanen. Gründest du eine Personengesellschaft, wird deine Entlohnung im Kapitel "Privatentnahme" erfasst.

3. Ermittle deinen Kapitalbedarf

Nehmen wir an, du weißt bereits, dass du nach zwölf Monaten das erste Mal Gewinne erwirtschaften wirst; bis es so weit ist, benötigst du allerdings 100.000 EUR für die Vorfinanzierung – dank deines Kostenplans weißt du, dass sich die Kosten für die Gründung und die Investitionen auf 40.000 EUR belaufen. Du hast Eigenkapital in Höhe von 20.000 EUR. Das bedeutet, dass du einen Kapitalbedarf von insgesamt 120.000 EUR hast.

In deinem Finanzplan notierst du jetzt, wie viel dieser Summe du über Eigenkapital decken willst und wie viel Fremdkapital du benötigst.

4. Stelle eine Rentabilitätsrechnung auf

Hier siehst du alle wichtigen Zahlen deines Unternehmens auf Jahresbasis. Sinn der Rentabilitätsrechnung ist, dass du auf einen Blick erkennst, wie rentabel deine Geschäftsidee tatsächlich ist. Hier kommen dann auch Kennzahlen wie der Deckungsbeitrag aus der Deckungsbeitragsrechnung zum Einsatz.

5. Die Liquiditätsplanung aufstellen

Alle Angaben, die du bisher über deinen Umsatz und deine Kosten gemacht hast, fließen jetzt in die Liquiditätsplanung ein. Vergiss an dieser Stelle nicht, auch dein gegebenenfalls vorhandenes eigenes Startkapital mit einzutragen.

Dieser Bereich deines Finanzplans ermöglicht dir einen guten Überblick über die Entwicklung deines Kontostands. Nicht erschrecken, wenn hier ein Minus steht – das ist bei den meisten Gründer*innen der Fall. Daran erkennst du schnell, wie viel Geld dir fehlt, wo also das Umsatzziel liegen muss.

Welche Zeitspanne sollte der Finanzplan abdecken?

Wenn du Banken oder Investor*innen von deinem Business überzeugen willst, brauchst du für die ersten drei Jahre einen Finanzplan. Wichtig ist, dass das erste Jahr auf die einzelnen Monate aufgeschlüsselt wird. Für die beiden Folgejahre reicht es in der Regel, wenn du die Gesamtjahresplanung angibst.

Tabellen auf Papier

5 Fehler, die du vermeiden solltest, wenn du deinen Finanzplan erstellst

Einen soliden und bankfähigen Finanzplan zu erstellen, braucht Zeit. Wer zu schnell und oberflächlich handelt, riskiert unnötige Fehler. Wir zeigen dir die häufigsten Fehler bei der Erstellung eines Finanzplans auf und geben Tipps, wie sie sich verhindern lassen:

1. Unrealistisch planen

Sei ehrlich zu dir selbst. Es hilft deinem Unternehmen nicht, wenn du ein ideales Szenario darstellst. Die Versuchung ist groß, den Kapitalbedarf so gering wie möglich zu halten. Gründer*innen überschätzen häufig, wie schnell ihr Startup wachsen könnte, und sie unterschätzen zugleich die Kosten, die für dieses Wachstum notwendig sind.

2. Du rechnest keinen Puffer ein

Die meisten Zahlen sind Prognosen. Da du noch keine Erfahrungswerte hast, kannst du nicht wissen, wie hoch die Kosten tatsächlich ausfallen werden. Deswegen ist es wichtig, immer einen gesunden Puffer von 10 bis 20 Prozent einzubauen. So brechen schwierige Zeiten deinem jungen Unternehmen nicht gleich das Genick.

3. Du kannst deine Zahlen nicht belegen

Lass dich nicht dazu hinreißen, Zahlen lediglich grob zu schätzen. Plausibilität ist extrem wichtig für deinen Finanzplan. Recherchiere gründlich und verweise auf die Quellen, wenn du deine Zahlen anführst. Das ist für Investor*innen und Banken ein gutes Zeichen und erspart dir überdies einiges an Nerven, wenn du deine Zahlen später selbst noch einmal mit einigem zeitlichem Abstand anschaust.

4. Du kennst deinen Finanzplan nicht in- und auswendig

Dieser Punkt ist besonders wichtig. Bevor du mit der Bank oder Investor*innen sprichst, stelle sicher, dass du deine Zahlen wie im Schlaf präsentieren kannst. Wenn du Fremdkapital benötigst, ist es deine Aufgabe, dich und dein Unternehmen zu verkaufen. Wenn du unsicher bist und deine Zahlen nicht kennst, ist das ein deutliches Warnsignal für potenzielle Geldgeber*innen.

5. Du vergisst, die jährliche Steuerlast einzukalkulieren

Ein beliebter Fehler besteht darin, dass die sich jährlich ändernde Steuerlast im Finanzplan nicht korrekt abgebildet wird. Die Umsatzsteuer des zweiten Jahres dürfte für dein Unternehmen wohl kaum genauso niedrig ausfallen wie im ersten Jahr. Entsprechend der Wachstumsprognose sollten also auch die Steuerabgaben mitwachsen. Für den Fall, dass du ein Einzelunternehmen gründest, solltest du zusätzlich deine privaten Ausgaben und Einnahmen im Finanzplan festhalten; denk daran, dass mit dem Gewinn die Krankenkassenbeiträge und die Höhe der Einkommensteuer ansteigen. Auch dies ist in einem validen Finanzplan für jedes Jahr im Voraus anzupassen.

Fazit: Ein Finanzplan bringt dich auf Kurs

Egal, ob du für die Erstellung deines Finanzplans den Businessplan der Gründerplattform benutzt, unsere Businessplan-Vorlage oder dir selbst eine Excel-Liste erstellst – er gibt dir Sicherheit und hilft dir, eine solide Planung aufzustellen.

Wichtig ist, dass du alle wichtigen Faktoren mit aufnimmst. Achte darauf, dass du deinen Finanzplan realistisch kalkulierst und deine Zahlen mit Ergebnissen aus deinen Recherchen belegen kannst. So bist du bestmöglich vorbereitet, wenn du Investor*innen oder Banken von dir und deiner Geschäftsidee überzeugen willst.

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bhp